Fasching - lustiges Feiern oder erzwungenes lustig-sein?
Jeder kennt es, nicht jeder mag es. Viele lieben es, viele hassen es. Es gibt begeisterte Anhänger davon, und es gibt Leute die damit gar nichts anzufangen wissen: Fasching. Daher kommt es zu der Frage: Ist Fasching wirklich nur ein riesiges spaßiges Fest oder hat das Ganze nicht doch auch einen bitteren Beigeschmack?
Selbstverständlich macht Fasching Spaß. Die Kleinen freuen sich dass sie sich als Fee und Cowboy verkleiden können und sich gegenseitig mit Plastikrevolvern abschießen können, die Großen haben mal wieder einen Grund die Nächte durchzumachen und sich ins Koma zu saufen, Frauen haben einen Grund sich schlampig anzuziehen ohne schief angeschaut zu werden, endlich findet sich wieder ein Ereignis um die Verwandten zu besuchen und vielleicht sogar eigene Partys zu veranstalten. Es wird gegessen, gesoffen und gefeiert, überall ist Spaß, Spiel und Spinnerei. Und das auch noch im riesigen, großangelegten Rahmen. Es gibt in Deutschland kein Fest, das dermaßen groß gefeiert wird. Denn jeder macht mit. Jeder macht mit, weil jeder mitmachen muss. Und hier haben wir auch die perfekte Überleitung zum ersten Gegenargument.
An Fasching verhält man sich albern, verkleidet sich und trinkt literweise Alkohol. Doch was wenn man darauf überhaupt keine Lust hat? In diesem Fall ist man der Außenseiter. Jeder schaut einen schief an und man wird als Langweiler oder Weichei bezeichnet. Diese Erfahrung habe ich letztes Jahr gemacht. In meinem Freundeskreis hat mich so gut wie jeder gefragt, wo und wann ich Karneval feiere. Jedoch war ich damals in einer aggressiv-depressiven Stimmung und hatte konnte folglich mit lächerlichen Kostümen und schrecklicher Faschingsmusik überhaupt nichts anfangen. Das war den anderen aber egal und so kamen Aussagen wie "Ach komm, an Fasching muss man saufen" oder "Jeder der an Fasching nicht lacht und fröhlich ist, ist ein langweiliger Spießer!" Glaubt mir, ich kann auch ohne einen festgelegten Feiertag Spaß haben. Doch auch das verstehen viele nicht.
An dieser Stelle ein fiktives Beispiel: Günter ist 50 Jahre alt und arbeitet als Manager in einer Versicherung. Gleichzeitig ist er aber auch ein hohes Tier in einer Narrenzunft und organisiert in der Faschingszeit die Umzüge. Das ganze Jahr über ist er mürrisch, spießig und humorlos. Lachen oder Spaß haben passt einfach nicht in sein von Arbeit und Aufgaben dominiertes Leben. Nur in der Faschingszeit, da setzt er seine bunte Zipfelmütze auf, geht zu den anderen Faschingsfanatikern und heuchelt Heiterkeit. Auf einer Karnevalsfeier trinkt er so viel Bier, bis er sogar die peinlich schlechten Bauchredner lustig findet und zu Helene Fischers Atemlos sogar etwas tanzt. Er zwingt sich also selbst zum Lachen. Fröhlich sein ist das ganze Jahr über verboten, nur in der Narrenzeit, da ist es verboten nicht lustig zu sein. Warum? Weil es sich halt einfach so gehört. Und jeder der das anders sieht wird gesellschaftlich geächtet.
Was kann man also letztenendes über Fasching sagen? Nun, wer Spaß daran hat sich zu verkleiden und groß zu feiern kann das gerne tun, nur soll der bitte die, die das nicht wollen, damit in Ruhe lassen.
Text: (c) PD